Gruß aus dem Südmünsterland

Peter Voß

Gruß aus dem Südmünsterland

ISBN 978-3-929158-02-1
Bestellnr.: 00-02
120 Seiten, Format 21 x 20 cm
104 Abbildungen, fester Einband
EUR 9,95 UVP


Die schönsten und seltensten Ansichtskarten aus dem Südmünsterland der Jahrhundertwende sind in diesem Bildband zusammengefaßt: Menschen, die in Holzschuhen ihrem beschwerlichem Tagwerk nachgehen, versteckte Wasserburgen und Schlösser in der münsterländischen Parklandschaft, aber auch die beginnende Industrialisierung, längst vergessenen Handwerken oder den ersten Steinkohlenbergwerken nördlich der Lippe. All das wurde mit viel Heimatstolz auf die ersten Ansichtskarten gedruckt. Die für dieses Buch zusammengestellten und beschriebenen Motive waren bis jetzt zum größten Teil unveröffentlicht und werden somit vielen Bürgern neue Einblicke in das Südmünsterland der Jahrhundertwende geben.


LESEPROBE :


VORWORT
Mit dem vorliegenden Buch "Gruß aus dem Südmünsterland" möchte ich Sie in die Zeit der Jahrhundertwende zurückversetzen. Fuhrwerke auf kopfsteingepflasterten Straßen, Menschen die in Holzschuhen ihrem beschwerlichem Tagwerk nachgehen, versteckte Burgen und Wasserschlösser in der münsterländischen Parklandschaft, aber auch die beginnende Industrialisierung, all das wurde mit viel Heimatstolz auf farbige oder schwarzweiße Ansichtskarten gedruckt.
Im Südmünsterland kamen die ersten Ansichtskarten mit heimischen Ortsmotiven zu Beginn der 1890er Jahre in die Geschäfte. Viele Motive haben den Zahn der Zeit über all die Jahrzehnte nicht überdauert. Deshalb darf eine Sammlung historischer Ansichtskarten nie den Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Auch kann dieser Bildband keine detaillierte Ortschronik ersetzen. Vielmehr möchte ich mit ihm, am Beispiel heimischer Motive, an die Schönheit der historischen Ansichtskarten erinnern.
Vor über 10 Jahren entdeckte ich auf einem Flohmarkt eine alte Ansichtskarte aus meiner Heimatstadt Werne. Fasziniert davon, begann ich systematisch nach weiteren Motiven zu suchen. Mittlerweile ist durch diese Leidenschaft eine der umfangreichsten Ansichtskartensammlungen unserer Region entstanden. Sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und viele Mitbürger an dieser Faszination teilhaben zu lassen war der Grundgedanke bei der Erstellung dieses Bildbandes.
Die Orte, die in diesem Buch abgebildet und beschrieben werden, waren von 1803 bis 1974 im Kreis Lüdinghausen beheimatet. Nach dessen Auflösung wurden sie an die Nachbarkreise Coesfeld, Warendorf, und Unna aufgeteilt. Politisch getrennt, bildet das Südmünsterland aber weiterhin eine landschaftliche und kulturelle Einheit mit gemeinsamen historischen Wurzeln, denn "Heimat hört nicht an der Stadtgrenze auf".

Kleine Geschichte der Ansichtskarte
GRUSS AUS ...
Die Ansichtskarte nahm ihren Ursprung aus der unbedruckten Postkarte. Die zunächst 1869 in Österreich, nach einem Vorschlag des deutschen Generalpostmeisters Dr. Heinrich Stephan (1831-1897), eingeführte "Correspondenzkarte" wurde auch kurze Zeit später bei der Deutschen Reichspost verbreitet. Zunächst standen viele dem neuen Postmedium sehr skeptisch gegenüber: "Es gehöre sich einfach nicht offene Mitteilungen zu verschicken, die ein jeder, sei es Nachbar oder Postbote, einsehen könne!" Vielleicht eine frühe Form des "Datenschutzes"?
Allen Bedenken zum Trotz kam der große Durchbruch der Postkarte in den Jahren 1870/71. Leider war es wieder einmal ein Krieg der eine Neuerung forcierte. Die Soldaten an den Fronten nahmen sie jedenfalls dankbar an. Konnten sie doch damit schnell und preiswert ein paar Grußworte den Liebsten in der fernen Heimat senden.
Bald kam ein findiger Druckereibesitzer und Buchhändler aus Oldenburg auf die Idee, die Rückseite der Postkarten zu bedrucken. Waren es zunächst Bilder mit militärischen Darstellungen, folgten später Reklame- und Glückwunschmotive, sowie Ortsansichten. Der Siegeszug der Ansichtskarte war somit nicht mehr aufzuhalten.
Eine regelrechte Kartenindustrie wurde förmlich aus dem Boden gestampft. Schnell gründeten sich große und kleine Ansichtskartenverlage, um die stetig steigende Nachfrage zu decken. Zu den bedeutendsten Großverlegern, die unsere Region belieferten, zählten: Cramers Kunstanstalt, Kunstanstalt Hermann Lorch, Druckerei Ruhfuß, alle in Dortmund ansässig, ferner Rolf und Co aus Hannover, sowie der Münsteraner Verlag Stamm. Letzterer spezialisierte sich überwiegend auf heimische Wasserschlösser und Burgen. Hinzu kamen bald noch viele überlandreisende Fotografen. Sie zogen von Ort zu Ort und waren eine gern gesehene Abwechslung im Altagseinerlei. So ist es auch zu erklären, daß gleich ganze Heerscharen von Einwohnern auf Straßen und Plätzen posieren. Denn die Fotografie war damals noch nicht so eine Selbstverständlichkeit wie heute. Aber auch die lokalen Fotografen nutzten die Gunst der Stunde. Aus ihren Ateliers kamen überwiegend die sogenannten "Ereigniskarten". Schützenfeste, Einweihungen, Unglücke, Prozessionen und andere örtliche Begebenheiten boten sie den Bürgern als Fotopostkarten in Kleinauflagen an. Bei den heutigen Sammlern sind natürlich diese Bildraritäten besonders beliebt. Um die Jahrhundertwende, der Hochzeit der Ansichtskarte, wurden bis zu einer Milliarde (!) Ansichtskarten jährlich bei der Deutschen Reichspost verschickt. Das damals wichtigste Kommunikationsmedium war bald begehrtes Sammlerobjekt. Keine Familie die nicht im Besitz eines der beliebten Postkartenalben war. Aber schon nach dem ersten Weltkrieg kamen diese in Vergessenheit oder wurden als Kitsch abgetan. Erst im Zuge der immer noch aktuellen Nostalgiewelle sollten sie zu neuen Ehren gelangen. Viele Ansichtskartensammler unserer Zeit beendeten den jahrzehntelangen Dornröschenschlaf der interessanten Bildraritäten auf Speichern oder in Kellern.
Durch das Bombeninferno des Zweiten Weltkrieges oder ungezügelter Abrißlust einiger Stadtplaner in den Nachkriegsjahren, dient die Ansichtskarte von damals dem Historiker von heute, städtebauliche und heimatgeschichtliche Zusammenhänge dem interessierten Bürger wieder vor Augen zu führen. Vielleicht nehmen Sie dieses Buch bei Ihrem nächsten Spaziergang oder einer Radtour zur Hand und suchen einmal die abgebildeten Straßen und Gebäude auf. Sie werden sehen, wie interessant es ist, die alten Fotos mit dem heutigen Zustand zu vergleichen.
Südmünsterland - ist es doch gerade dieser Teil des Münsterlandes, der in den letzten Jahren bei Touristen und Ausflüglern wachsende Beliebtheit verbuchen konnte. Zum Einen die Nähe zum westfälischen Industrierevier und die günstigen Verkehrsverbindungen dorthin, so zeichnet sich das Land selbst durch seine alten Dörfer und Städte, einer Vielzahl von Wasserburgen und Herrensitzen aus. Weiterhin durch eine Gastronomie, die heimische Rezepte zurück in ihre Küchen geholt hat. Das Münsterland ist eben "in"! - Nicht so zu der Zeit als die meisten Ansichtskarten in diesem Buch entstanden. Armut war nicht selten unter der Bevölkerung an der Tagesordnung. Dies sollten wir, die so gern von der "guten alten Zeit" sprechen, bei der Ansicht der alten Fotos nicht vergessen.
Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen bei einer "Entdeckungsreise" in das Südmünsterland der Jahrhundertwende.

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